Der TC Ingelfingen weiht den Anbau ans Clubhaus ein.
Davor wurde die Halle saniert und modernisiert
Hohenloher Zeitung 18. September 2020
Von Armin Rößler
Der große Tennis-Boom, in den achtziger Jahren durch die Erfolge von Boris Becker und Steffi Graf ausgelöst, ist lange vorbei. Daran wird auch der jüngste Finaleinzug von Alexander Zverev bei den US Open wohl kaum etwas ändern. Darum müssen die Tennisclubs heutzutage erfinderisch sein, um ihre Mitglieder zu halten und neue zu gewinnen.
Nicht zuletzt deshalb hat sich der TC Ingelfingen in der jüngeren Vergangenheit einiges einfallen lassen. "Damit sind wir attraktiv", stellt der Vorsitzende Klaus Schmidt mit Blick auf die verschiedenen Neuerungen fest.
Vorläufiger Höhepunkt
Die Entwicklung, die vor drei Jahren mit der Sanierung der Tennishalle begonnen hat, ist jetzt mit der Einweihung des neuen Anbaus ans Clubhaus an ihrem vorläufigen Höhepunkt angekommen. 200 000 Euro hat der Verein in seine jüngste Baumaßnahme investiert. Die sei nicht etwa "nice to have", also nettes Beiwerk, sondern helfe vor allem auch, "den laufenden Betrieb günstiger zu machen", sagt Vorstandsmitglied Helmut Wagner.
Zum dringend Notwendigen gehört der komplett neu gestaltete Sanitärbereich, der nicht nur auf den aktuellen Stand, sondern auch deutlich aufgehübscht wurde. "In der Herrendusche haben wir die alten Armaturen verbaut, die Damen haben neue, schönere bekommen", sagt Wagner mit einem Schmunzeln. Daneben wurden Heizung und Lüftung modernisiert, eine Luft-Wärme-Pumpe heizt das Wasser. Neu im Gebäude sind ein behindertengerechtes WC und ein Trainerraum. Eine 20 000 Liter fassende Zisterne sammelt Dach- und Oberflächenwasser, mit dem dann die Tennisplätze beregnet werden - nachts automatisch zweimal, es sei denn, der Regensensor meldet, dass das nicht nötig ist, und natürlich vor Spielen nach Bedarf.
Photovoltaik auf dem Dach
Der Anbau passt zur modernen Halle, in der der TC zusätzlich zu seinen sechs Freiluftplätzen über zwei weitere Tenniscourts verfügt. Auslöser, die Halle vor drei Jahren zu sanieren, war ein undichtes Dach. Um damals die Kosten stemmen zu können, hat man eine Photovoltaikanlage aufs Dach gepackt und komplett vermietet. Mit dem Geld wurde das Dach saniert, die Halle mit Heizelementen, LED-Beleuchtung und einem speziellen Granulatboden ausgestattet. Der Ball springe dadurch ähnlich wie auf dem Sandplatz ab, ganz anders als auf einem typischen, deutlich schnelleren Hallenboden, erklärt Oliver Heide, Partnertrainer des Württembergischen Tennis-Bunds (WTB). "Dadurch hat man mehr Ballwechsel." Und: "Der Boden ist unheimlich gelenkschonend", sagt Helmut Wagner. Das habe dazu geführt, dass viele ältere Vereinsmitglieder wieder zum Schläger greifen. Die hatten vorher, auf Filzboden mit Betonuntergrund, öfter über Kreuzschmerzen geklagt.
Zufrieden mit ihrem Werk: der Vorsitzende Klaus Schmidt (l.) und Vorstandsmitglied Helmut Wagner.
Foto: Armin Rößler
Der TC Ingelfingen sei ursprünglich einmal "der Verein der Künzelsauer Unternehmer" gewesen, blickt Klaus Schmidt in der Geschichte zurück. "Die haben die Halle und den Verein finanziert." Das war aber zu Zeiten, als es noch Aufnahmegebühren gab und man einen Leumund brauchte, um im Verein aufgenommen zu werden. Die heutige Vorstandschaft geht andere Wege: Die Einnahmen aus der Halle, die auch von externen Spielern gemietet werden kann, und aus Festen sollen helfen, die mit dem Vereinsheim-Umbau gemachten Schulden in den nächsten fünf Jahren wieder abzutragen - so der Plan. Zuschüsse gab es von der Stadt und vom Sportbund.
Fest zur Einweihung
Eingeweiht wurde das erweiterte Clubhaus mit einem gelungenen Fest in familiärer Atmosphäre. Für den sportlichen Rahmen sorgte der Finaltag des WIN-Turniers, gemeinsam mit den Aktiven aus Weißbach und Niedernhall, mit denen der TC Ingelfingen in einer Spielgemeinschaft Mannschaften in allen Altersstufen stellt. Im offiziellen Teil gab es Ansprachen von Bürgermeister Michael Bauer, Ehrenpräsident Heiner Sefranek, Ursula Lilienfein (WTB) und Sportkreis-Präsidentin Barbara Eckle. "Alle waren begeistert", fasst Klaus Schmidt die Rückmeldungen zusammen.
"Das Schöne ist, hierher kann man mit der ganzen Familie kommen", schwärmt Helmut Wagner von der direkt am Kocher gelegenen Anlage des Tennisclubs Ingelfingen. Für die Sportler gibt es sechs Sandplätze im Freien und zwei Courts in der Halle, für Kinder einen Spielplatz. Von der Terrasse des Clubhauses lässt sich der Spielbetrieb bestens beobachten. "Es gibt null Verkehr", sagt Wagner, außer den Tennisspielern verirren sich höchstens Radfahrer hierher. Was fehlt: ein Wirt, der das Vereinsheim betreibt.
schreibt nach über dreißig Jahren im badischen Exil seit 1. Juli 2020 für die Hohenloher Zeitung.